zum ONKODIN-Projekt   Deutsches MDS-Forum 2010  |  Links  |  Kontakt  |  Impressum  |  English Content English Content  
Inhaltsverzeichnis (navigierbar)Sitemap  
Lymphknotenzytologie
Anatomie und Physiologie


Anatomie und Physiologie

Autor/en: M. Engels
Letzte Änderung dieser Seite: 08.05.2006

Lymphknoten kommen im ganzen Körper vor und haben normalerweise, d.h. wenn sie nicht stimuliert oder infiltriert sind, die Form einer Bohne oder einer Wurst und eine Länge von weniger als 10 mm. Alle Lymphknoten zusammen haben etwa die Masse der Leber. Sie sind als Filter in das Lymphgefäßsystem eingeschaltet, sozusagen als "Sieb für lebendes und unbelebtes Material". In den Lymphknoten reifen B- und T-Lymphozyten im Rahmen der spezifischen Immunantwort zu Effektor- und Memoryzellen aus.

In den Lymphknoten fließt die Lymphe über mehrere Lymphgefäße, die an der konvexen Oberfläche des Lymphknotens eintreten, - die Vasa afferentia - in die Lymphknotensinus. Dort werden Fremdkörper, Bakterien oder auch Tumorzellen festgehalten. Die durchfließende Lymphe wird gereinigt und modifiziert, bevor sie im Hilus über das Vas efferens den Lymphknoten verlässt und über größere Lymphgefäße die Blutbahn erreicht. Über das Lymphgefäßsystem werden pro Tag etwa 2 Liter Flüssigkeit in die Blutbahn abgegeben.

Im Lymphknoten unterscheidet man histologisch Cortex (Rinde), Paracortex und Medulla (Mark). Stark vereinfacht dargestellt, finden sich in der Rinde, also im Cortex, vorwiegend B-Zellen, im Paracortex dagegen vorwiegend T-Zellen und im Mark wieder vorwiegend B-Zellen.
In der Rinde liegen die Primärfollikel, die bereits bei der Geburt präformiert sind, und die Sekundärfollikel mit Keimzentren. Jedes Keimzentrum enthält Keimzentrumsblasten, Zentrozyten und kleine und mittelgroße, unauffällige Lymphozyten. Meistens kommen auch einige Immunoblasten vor. Außerdem finden sich im Keimzentrum verschiedene Sorten histiozytärer Zellen, die sich alle von Blutmonozyten herleiten und wie diese ovale oder gebuchtete Kerne mit relativ feiner Chromatinstruktur aufweisen: follikuläre dendritische Retikulumzellen und Kerntrümmermakrophagen. Jedes Keimzentrum wird von einer Mantelzone und weiter außen von einer Marginalzone umgeben. Die Zellen der Mantel- und der Marginalzone entsprechen kleinen Lymphozyten und lassen sich zytologisch nicht von diesen unterscheiden.
Im Paracortex überwiegen T-Lymphozyten unterschiedlicher Reife von großen T-Immunoblasten bis zu kleinen T-Lymphozyten. Außerdem kommen große Immunoblasten der B-Zell-Reihe sowie lymphoplasmozytoide Zellen und Plasmazellen vor. Immunoblasten der B- und der T-Zell-Reihe lassen sich in der Routinefärbung nicht sicher unterscheiden. Auch hier im Paracortex kommen spezialisierte histiozytäre Zellen vor, die interdigitierenden Retikulumzellen. Außerdem sind hier histologisch besondere Gefäßstrukturen nachweisbar, die "high endothelial venules" (HEV), die auffallend große, kuboide Endothelzellen aufweisen. An den Gefäßwänden der HEV können rezirkulierende Lymphozyten, die aus der Blutbahn in einen Lymphknoten zurückkehren, in das Lymphknotenparenchym übertreten.
Noch weiter innen ziehen die Markstränge der Medulla radiär in Richtung auf den Hilus und enthalten überwiegend kleine B-Lymphozyten, lymphoplasmozytoide Zellen und Plasmazellen.

Ein Antigen, das über ein Vas afferens den Lymphknoten erreicht, gelangt zunächst in einen subkapsulären Sinus. Nach etwa vier Stunden ist es in Sinusmakrophagen nachweisbar. Nach etwa 24 Stunden gelangt das Antigen nach Verarbeitung in den interdigitierenden dendritischen Retikulumzellen im Paracortex und nach Interaktion mit T-Helfer-Zellen bei den follikulären dendritischen Retikulumzellen im Primärfollikel an und führt dort zu einer Stimulation, die zur Ausbildung eines Sekundärfollikels mit Keimzentrum führt. Gleichzeitig findet im Paracortex eine Aktivierung von B-Zellen statt. Hier entstehen B-Immunoblasten, die zu Plasmazellen ausreifen und im Rahmen einer primären Immunantwort Antikörper freisetzen (extrafollikuläre B-Zell-Antwort in der T-Zell-Zone). Ab dem dritten Tag nach Antigenkontakt ist eine Keimzentrumshyperplasie im Sekundärfollikel nachweisbar, die zur Ausbildung von antigenspezifischen B-Zellen führt. B-Zellen, die keine hinreichende Antigenspezifität aufweisen, gehen durch Apoptose zugrunde und werden von den Kerntrümmermakrophagen des Keimzentrums phagozytiert. Antigenspezifische B-Zellen reifen in der Marginalzone zu Memory-B-Zellen und zu Plasmazellen aus. In den Marksträngen sammeln sich die spezifischen Plasmazellen und geben Immunglobuline in die Lymphe im Vas efferens ab. Viele kleine, immunkompetente Lymphozyten der B- und der T-Zell-Reihe und einige der spezifischen Plasmazellen werden über das Vas efferens mit der Lymphe ausgeschwemmt.

    Nach oben zum Seitenanfang Zum Seitenanfang                                                                                  Inhaltsverzeichnis (navigierbar) Sitemap  |  Druckversion des Dokuments  |  E-Mail-Versand