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Parasitäre Erkrankungen
Giardia lamblia
Bildserie: vegetative Form + Zyste


Giardia lamblia

Autor/en: J. Schottelius
Letzte Änderung dieser Seite: 15.05.2009

Erreger: Die Gattung Giardia (Protozoa, Stamm Sarcomastigophora, Klasse Zoomastigophora, Ordnung Diplomonadida), der Erreger Giardia lamblia (syn. G. intestinalis, Lamblia duodenalis) verursacht die Giardiasis (Lambliasis).

Morphologie: Die Flagellatenform (Trophozoit) misst 12 µm bis 20 µm und ist 5 µm bis 9 µm breit. Diese Form hat ein verbreitertes Vorderende und ein spitz zulaufendes Hinterende, sie sind von birnenförmiger Gestalt. Im Stuhl zeigen sie eine lebhafte Bewegung. Im haematoxylin-gefärbten Präparat erkennt man zwei Kerne mit dem randständigen Kernkörperchen und acht Geißeln. Mundöffnung und Zellafter fehlen. Der vordere Teil der Bauchseite wird von einer saugnapfartigen Mulde (Adhärenzscheibe, ventraler Diskus) eingenommen. Hiermit erfolgt die Adhärenz der Erreger an die Mikrovilli des Darmepithels (hauptsächlich im Jejunum). Die Vermehrung des Erregers erfolgt über Zweiteilung. Magen und Gallenblase können auch befallen werden.
Neben dieser vegetativen Form treten auch Zysten (Länge: 8 µm bis 14 µm, Breite: 6 µm bis 10 µm ) auf. Sie haben vier Kerne mit je einem randständigen Kernkörperchen, die stets an einem Zystenpol liegen. In den länglich-ovalen Zysten sind Fäden und sichelförmige Einschlüsse zu erkennen. Die Zysten ermöglichen die Ausbreitung des Parasiten.

Infektion: Die Zysten des Flagellaten werden durch fäkal verunreinigte Nahrungmittel (z.B. Obst, Salat, Gemüse), Leitungswasser, Flusswasser, Brunnenwasser, Eiswürfel, sowie durch Schmierinfektion über die Hände oral aufgenommen, aber auch durch Fliegen und Schaben verbreitet. Im Darm erfolgt die Exzystierung und die Flagellaten erscheinen. Die Zysten werden, wie auch die Flagellatenformen, mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Weitergabe der Infektion erfolgt im natürlichen Fall über die Zysten. Für eine Erkrankung reichen 10 bis 25 Zysten. Als Inkubationszeit gelten im Mittel zwei Wochen, sie kann aber auch 1 bis 11 Wochen betragen. Immuninkompetenz, Mangelernährung, verminderter Magensaft, Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes begünstigen das Angehen einer Infektion mit Giardia lamblia. Er ist als Erreger von Reisediarrhöen gut bekannt. Die Infektion ist oft auch selbstlimitierend.

Vorkommen: Der Erreger ist weltweit verbreitet, besonders in warmen, subtropischen und tropischen Gebieten. Es wird geschätzt, dass sich jährlich etwa 200 Millionen Menschen infizieren. Der Mensch muß als Hauptwirt angesehen werden. In Slumgebieten kann die Prävalenz bei Kindern über 80% betragen. Kinderkrippen, Kindergärten, Pflegeheime sind prädestiniert für Kleinepidemien durch Übertragung von Hand zu Hand.
Reservoire: Der Erreger ließ sich auf Hunde, Katzen, Biber, Bären, Affen, Meerschweinchen, Schafe sowie auf Mäuse, Erdhörnchen übertragen. Die Zystenausscheidung war aber nur kurz. Auch Muscheln können Zysten aus dem Wasser aufnehmen, was zu menschlichen Infektionen führte.

Klinische Symptome: Das klinische Erscheinungsbilder einer Giardiasis reicht von asymptomatischen Verläufen bis zu schweren intestinalen Erscheinungsbildern, einschließlich chronischen Infektionen. Die Infektion kann zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut führen.

Diagnose: Im frischen Stuhl bei akuter Giardiasis mit Durchfallstühlen sind die Trophozoiten an ihrer lebhaften Bewegung leicht zu erkennen. Eine dreimalige Stuhluntersuchung vom gleichen Tag führt zu einer Nachweisrate von 85% bis zu 90%. Stuhlproben können mit Lugolscher Lösung gefärbt werden (Erkennung der Zysten); Stuhlkonzentartionen mit der MIF (SAF) Methode sollten durchgeführt werden und das Zentrifugat nach Färbung mit Lugolscher Lösung auf Zysten untersucht werden, Bei symptomatischen Patienten ohne Errgernachweis im Stuhl mikroskopische Untersuchung des Dünndarmaspirats. Auch ELISA-Tests mit einer Sensitivität und Spezifität von über 90% liegen vor.

Prophylaxe / Prävention: Sorgfältige Trinkwasser- und Nahrungsmittelhygiene; auf nicht abgekochtes Wasser sowie Eiswürfel, selbst hergestellte Limonadenangebote und Eis verzichten; Salat, Gemüse, Obst zweifelhafdter Herkunft nicht kaufen. Es gilt nach wie vor "peel it, cook it or forget it".

Therapie: Zur Behandlung wird Metronidazol (Mittel der ersten Wahl) empfohlen, ferner Tinidazol bzw. 5-Nitroimidazolpräparate, ferner Ornidazol bzw. Albendazol. Nach 6 bis 8 Wochen sollte eine Kontrolle erfolgen.

Eine Infektion mit Giardia lamblia ist meldepflichtig.

Literaturreferenzen:
  • Lang W. Tropenmedizin in Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York 1993; pp 1-582
  • Schlossberger D. Clinical Infectious Diseases. Cambridge University Press 2008; pp 1-1549
  • Adam D, Doerr HW, Link H, Lode H. Die Infektiologie. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, ... , Tokio 2004; pp 1-1486

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