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Färbetechnik
Alkalische Leukozytenphosphatase
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Alkalische Leukozytenphosphatase (ALP)

Autor/en: F.-G. Hagmann
Letzte Änderung dieser Seite: 14.06.2010

Synonyme:

  • alkalische Neutrophilenphosphatase (ANG)
  • "leukocyte alkaline phosphatase" (LAP)
  • "neutrophil alkaline phosphatase" (NAP)

Vorkommen:
Metamyelozyten (wenig), stab- und segmentkernige neutrophile Granulozyten von Blut und Knochenmark, nicht oder gering in Eosinophilen, nicht in Basophilen. Auch in Retikulumzellen und Osteoblasten findet sich eine Reaktion. Mit unterschiedlicher Intensität und zum Teil nur fakultativ wird die ALP gefunden in Lymphozyten, Lymphomzellen, Megaloblasten u.a.
In den ausreifenden Neutrophilen ist die ALP lokalisiert in den kleinen tubulären Vesikeln (nicht in den Granula).
      
Aktivität:
Phosphatasen spalten Alkohol- oder Phenolmonoester der Phosphorsäure. Je nach pH-Optimum unterscheidet man saure und alkalische Phosphatasen. Die optimale Aktivität der alkalischen Phosphatase liegt bei pH 9,2-9,4.
Die physiologische Bedeutung in Neutrophilen ist nicht sicher bekannt.

Diagnostik:
Klinische Bedeutung hat nur die Bestimmung der Aktivität der alkalischen Phosphatase im Blut.

Normalwert:
Die Intensität der Anfärbung in wird in 5 oder 6 Grade eingeteilt (0-4 oder 0-5). Da der Grad 5 beim Gesunden nicht vorkommt, ist er für einen normalen Index unerheblich. Grad 0 bedeutet, dass der Neutrophile lichtoptisch keine ALP erkennen lässt. Grad 5 bedeutet eine homogene intensive Anfärbung des gesamten Zytoplasmas, die die Kernkonturen überdecken kann. Die Intensität der Anfärbung kann in verschiedenen Labors different ausfallen, weshalb sich jedes Labor seinen individuellen Grad-Maßstab bilden muss.
Der normale Index, für den die Grad-Zahl von 100 Neutrophilen summiert wird, liegt bei (10-) 20-100. Der (theoretisch) höchste Wert ist (bei Grad 5) 500. Bei 119 gesunden Personen fand Merker durchschnittlich 32,2% Phosphatase-positive Granulozyten, der Index-Mittelwert betrug 43 bei einer Variation zwischen 10 und 100.
Im Alter findet sich eine Tendenz des mittleren Aktivitätsindex zu niedrig normalen Werten. Zwei untersuchte Hundertjährige hatten Werte im oberen Normbereich.
Die Zunahme der ALP erfolgt zeitlich abgesetzt von der Entwicklung einer Granulozytose und erreicht nach 36-48 Stunden ihren Gipfel, fällt dann innerhalb von 4 bis 5 Tagen wieder zur Norm ab, nach Abklingen der Blutbildveränderung. Keine Änderung zeigte sich bei Granulozytose durch Gasenzephalographie und bei experimentell ausgelöster Adrenalinleukozytose.

Geschichte:
1939 entwickelten Gomori und Takamatsu eine Methode zur Darstellung der alkalischen Phosphatase in Zellen. 1946 fand Wachstein eine Verminderung der ALP bei der CML sowie eine Erhöhung bei OMF und pyogenen Infektionen. 1955 Einführung des Azofarbstoffverfahrens zur Darstellung der ALP in die Hämatologie durch Kaplow.

Erniedrigung:

  • kongenitaler Phosphatasedefekt
  • CML (fehlende oder niedrige Aktivität, Anstieg im Blastenschub)*
  • PNH*
  • Lactoferrindefizienz
  • AML (fakultativ)
  • Osteomyelofibrose (gelegentlich)
  • aplastische Anämie (gelegentlich)
  • sideroschrestische Anämie (häufig)
  • Eisenmangelanämie (gelegentlich)
  • hämolytische Anämien (gelegentlich)
  • rheumatische Erkrankungen (gelegentlich)
  • Virusinfektionen (gelegentlich, in einigen Literaturstellen wird in diesem Zusammenhang bes. auf die infektiöse Mononukleose verwiesen)
  • artifiziell bei Verwendung von EDTA-Blut (Ausstrich innerhalb von 20 Minuten nach Abnahme erforderlich)
  • artifiziell nach Kochen eines fixierten Blutausstriches für eine Minute (geeignet zur Herstellung von Niedrig-Kontrollen)
  • Immersionsöl wäscht ALP aus!

Erhöhung:

  • Neugeborene
  • Schwangerschaft
  • Wochenbett
  • Mitte des Menstruationszyklus
  • Nabelschnurblut
  • Down-Syndrom
  • Stress
  • entzündliche Granulozytose*
  • unter Kortikoiden und ACTH
  • unter G-CSF
  • orale Kontrazeptiva
  • Chirurgie, Trauma, Infarkt
  • leukämoide Reaktion*
  • Osteomyelofibrose (meistens)*
  • Polycythaemia vera (meistens)*
  • CMGM
  • Morbus Hodgkin
  • Haarzell-Leukämie
  • AML (gelegentlich, bes. bei akuter Monoblastenleukämie)
  • ALL
  • CLL (gelegentlich)
  • multiples Myelom
  • aplastische Anämie (meistens)
  • Leberzirrhose (bes. bei Dekompensation)
* Von diagnostischer und differenzialdiagnostischer Bedeutung. In einer neueren Arbeit wird der Einsatz der ALP für die CML-Diagnostik infrage gestellt. Ob man sich in der Praxis anschließen kann, muss diskutiert werden.

Niedrig, hoch oder normal:

  • essentielle Thrombozythämie
  • bei zahlreichen der o.g. Diagnosen gibt es eine breite Streuung über niedrig, normal und hoch
Literaturreferenzen:
  • Kaplow LS. Leukocyte alkaline phosphatase cytochemistry: applications and methods. Ann NY Acad Sci 1968;155:911-947.
  • Merker H. Cytochemie der Blutzellen. In: Heilmeyer L. Handbuch der Inneren Medizin, Bd. 2/1. Allgemeine Hämatologie und Physiopathologie des erythrocytären Systems. Springer, Berlin-Heidelberg, 1968.
  • Hayhoe FGJ, Quaglino D. Haematological Cytochemistry. Second Edition. Churchill Livingstone, Edinburgh, 1988.
  • Haferlach T, Schoch C. Moderne Verfahren in der Leukämiediagnostik. Internist 2002;43:1190-1202. PMID:12524901
    [Medline]
  • Undritz E. Hämatologische Tafeln Sandoz. Zweite Auflage. Sandoz AG, Basel, 1972.
    [DNB]
  • Bucher U. Labormethoden in der Hämatologie. Verlag Hans Huber, Bern, 1988.
    [DNB]
  • Merker H. Zyto- und Histochemie in der Hämatologie. Springer-Verlag, Berlin, 1963.
    [DNB]
  • Heller A. Zytochemische Diagnostik in der klinischen Hämatologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1979.
    [DNB]

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